Gipskarton- oder Gipsfaserplatten?
Gipskarton und Gipsfaser sind gängige Baumaterialien im Bauwesen. Aber welche Variante ist die richtige für IHRE Bedürfnisse? Wir vereinfachen Ihre Entscheidungsfindung! Wir stellen wichtige Eigenschaften gegenüber und die Übersicht zeigt auf einen Blick, welches Material in Bezug auf bestimmte Aspekte besser abschneidet. Auf diese Weise können Sie rasch eine fundierte Wahl treffen.
Gipskartonplatten mit Ihrem Gipskern und der Karton-Verkleidung eignen sich hervorragend für die Erstellung dünner, hauptsächlich nichttragender Wände, abgehängter Decken und für die innere Verkleidung des Daches. Gipskartonplatten sind auch hilfreich bei Renovierungen, um alte Oberflächen zu verbergen und neue zu schaffen. Für spezielle Einsätze, sei es in Bezug auf Feuchtigkeit, Brandschutz oder auch für einen tragenden Einsatz gibt es besondere Varianten.
Gipsfaserplatten, die aus einem Gemisch aus Gips und Zellulosefasern hergestellt werden, finden vielseitige Einsatzmöglichkeiten, z.B. für die Deckenverkleidung im Innenausbau, Dachschrägen, Boden- sowie Wandkonstruktionen und als Estrichelement bei Fußböden. Im Gegensatz zur Gipskartonplatte können Sie schwerpunktmäßig auch tragende und nicht nur nichttragende Funktionen übernehmen. Auch für die Anwendung in Bad und Küche sowie als Brandschutzplatte eignet sie sich hervorragend.
Gipskartonplatten werden fast nur für nichttragende Zwecke eingesetzt. Die Dicke und die Art der Platten beeinflussen den Anwendungsbereich. Gängige Plattendicken sind 6,5 mm, 9,5 mm oder 12,5 mm. So eignen sich Platten mit 6,5 mm Dicke hervorragend als Renovier- oder Formplatte. Mit 9,5 mm starken Gipskartonplatten lässt sich zwar keine Beplankung erstellen, diese sind jedoch prädestiniert für den Einsatz als Trockenputz. 12,5 mm ist die Mindestdicke, die eine Gipskartonplatte aufweisen muss, um eine solide Trennwand zu erstellen. Die Belastbarkeit der Wand wird durch Doppelbeplankung erhöht. Ein Aufhängen von Gegenständen ist denkbar, jedoch ausschließlich in den zulässigen Grenzen und mit geeignetem Befestigungsmaterial. Für tragende Zwecke eignen sich Gipskartonplatten nur in speziellen Ausführungen wie z.B. Knauf Diamant Gipskartonplatte.
Gipsfaserplatten sind sowohl als nichttragende Innenwände, aber auch als tragende Elemente beim Fertigbau eine gute Wahl. Die Einsatzmöglichkeit als statisch wirksame Beplankung verdankt die Gipsfaserplatte ihren spezifischen Materialeigenschaften. Bei der Nutzung als Estrichelement wirkt sich das um 30% leichtere Gewicht im Vergleich zum Zementestrich vorteilhaft auf die Tragfähigkeit der Decke aus. Dies ist besonders bei älteren Holzbalkendecken mit eingeschränkter Tragkraft eine entscheidende Eigenschaft. Eine Gipsfaserplatte allein, d.h. ohne zusätzliche lastabtragende Unterkonstruktion, kann je nach Befestigungsmittel eine Konsollast bis 50 kg tragen.
Die Verarbeitung von Gipskartonplatten ist äußerst vielseitig und praktisch. Ein einfaches Anritzen mit einem Cuttermesser ermöglicht saubere Schnitte, wobei sowohl das Brechen als auch das Schneiden des Kartons möglich ist. Die Befestigung erfolgt durch Klammern, Nägel oder das Trockenputzverfahren. Gipskartonplatten zeichnen sich durch ihre hochwertige Oberfläche aus, was den Aufwand für spätere Endbeschichtungen minimiert. Dies verdanken sie Ihrer Verkleidung aus Karton. Das Erstellen von Öffnungen für Steckdosen, Revisionsklappen, Einbauleuchten usw. ist unkompliziert, ebenso wie das Nachschneiden mit einer Lochfräse. Die spezielle Kantenform ermöglicht problemloses Verspachteln von Stößen. Und nicht zuletzt sind Gipskartonplatten aufgrund ihres geringen Gewichts leicht zu handhaben, was sie zu einer idealen Wahl für verschiedene Bauprojekte macht.
Generell lässt sich sagen, dass Gipskartonplatten leichter und einfacher zu schneiden, zu formen und zu installieren sind, als die schwereren Gipsfaserplatten.
Gipsfaserplatten können vielfältig bearbeitet werden, indem sie geritzt, gebohrt, gebrochen, gefräst, gehobelt, geschliffen oder gesägt werden. Ein Schnitt erfolgt oft durch einseitiges Anritzen, gefolgt von einem Bruch an der Kante oder mit Werkzeugen wie einem Fuchsschwanz oder einer Säge. Die Befestigung erfolgt mittels Nägeln, Klammern oder Schrauben. Das Spachteln und Verfugen erfordert keine speziellen Werkzeuge oder Bewehrungsstreifen, sondern kann einfach mit Fugenspachtel oder -kleber durchgeführt werden. Wichtig ist, dass bei Verklebungen die Raumtemperatur mindestens +5°C beträgt und die relative Luftfeuchtigkeit unter 80% liegt. Beim Verspachteln sollte die Raumtemperatur ebenfalls mindestens +5°C betragen, die relative Luftfeuchtigkeit unter 70% liegen und die Plattenfeuchte weniger als 1,3% beträgt.
Im Vergleich zu Gipskartonplatten sind Gipsfaserplatten schwerer und härter, was Ihre Verarbeitung etwas anspruchsvoller macht.
Im trockenen Innenausbau spielen Gipskartonplatten eine entscheidende Rolle, erfordern jedoch eine Unterkonstruktion aus Metall oder Holz. Diese Vorsatzschale bildet die stabile Basis für die nachfolgende Beplankung mit Gipskartonplatten, sowohl in horizontaler als auch vertikaler Ausrichtung. Beim Befestigen der Platten ist es wichtig, darauf zu achten, dass keine Kreuzfugen entstehen, sondern ein Versatz gewahrt wird.
In Fällen, in denen die Wand oder Decke keine spezifischen Anforderungen erfüllen muss, ist eine einfache Beplankung oft ausreichend. Doch wenn eine belastbare Wand erforderlich ist oder Fliesen aufgebracht werden sollen, wird eine doppelte Beplankung notwendig. Dies führt im Vergleich zur einfachen Beplankung mit Gipsfaserplatten, die bereits in einer Lage ähnliche Anforderungen erfüllen wie die zweilagige Gipskartonbeplankung, zu einem erhöhten Arbeitsaufwand und einer stärkeren Wandstärke.
Werden die Gipsfaserplatten im Trockenbau für die Decken- oder Wandverkleidung verwendet, dienen entweder eine Holzständerkonstruktion oder Stahlprofile als Unterkonstruktion. Im Falle einer Holzständerkonstruktion gilt: Das verwendete Holz muss beim Einbau trocken und grundsätzlich für den Holzbau geeignet sein. Im Falle der Verwendung von Stahlprofilen ist auf eine Mindestblechdicke von 0,6 mm zu achten ebenso wie auf einen entsprechenden Korrosionsschutz. Ein 5-7 mm breiter Spalt muss zwischen den Platten belassen werden, der dann anschließend mit Fugenmasse verspachtelt wird. Als Alternative kann man die Platten auch verkleben. Bei der Verwendung von Gipsfaserplatten ist eine einfache Beplankung absolut ausreichend. So können Wände aus Gipsfaserplatten auch einlagig direkt mit Fliesen verkleidet werden. Die homogene Plattenstruktur sorgt im Gegensatz zum Sandwich-Aufbau der Gipskartonplatten den wertvollen Vorteil der Langlebigkeit und Stoßfestigkeit der Gipsfaser-Konstruktion.
Werden Gipskartonplatten in mit Feuchtigkeit „normal“-belastete Räume eingebaut, d.h. nicht in Feuchträume wie Bäder, sorgen deren feuchteregulierende Eigenschaften für ein gesundes Raumklima. Feuchtespitzen werden schnell abgebaut und sinkender Luftfeuchtigkeit wird entgegengewirkt, indem gespeicherte Feuchtigkeit wieder an die Raumluft abgegeben wird. Aus den Abgasen von Rauchgasentwicklungsanlagen wird heute der sogenannte REA-Gips gewonnen. Dieser soll Naturgips, der aufgrund seines Abbaus in Steinbrüchen und der dadurch entstehenden Eingriffe in wertvolle Ökosysteme umstritten ist, ersetzen. REA-Gips entsteht, indem das in den Abgasen enthaltene Schwefeldioxid mit beigemengtem Kalkstein reagiert. Dadurch sind REA-Gips und Naturgips chemisch identisch. Bis auf wenige Spezialanwendungen, z.B. im medizinischen Bereich, hat ein Ersatz bereits weitestgehend stattgefunden. Die Befürchtungen, REA-Gips sei giftig oder radioaktiv, konnten aufgrund durchgeführter Studien ausgeräumt werden.
Gipsfaserplatten dienen als „Parkplatz“ für überschüssige Feuchtigkeit. Sie weisen eine ähnliche feuchteausgleichende Wirkung auf wie Lehmputze. Damit wird das Risiko für Feuchteschäden reduziert. Auch Gipsfaserplatten werden wie Gipskartonplatten heute aus REA-Gips hergestellt, um die traditionellen, natürlichen Gipsvorkommen zu schonen. „Gesund Wohnen“ steht für die Hersteller von Gipsfaserplatten ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Durch regelmäßige, strenge Qualitätskontrollen, sowohl auf der Seite der Gips-Lieferanten als auch der verarbeitenden Industrie, wird gewährleistet, dass nur hochwertiges, einwandfreies Material für die Produktion von Gipsfaserplatten verwendet wird. Somit ist der Einsatz des Materials hygienisch, gesundheitlich und arbeitsmedizinisch unbedenklich, sodass einer uneingeschränkten Nutzung der Platten als Baumaterial nichts im Wege steht. Die Forschung und Entwicklung im Bereich der Ökologie und Gesundheit macht bei den Herstellern von Gipsfaserplatten keine Pause.
Grundsätzlich weisen Gipskartonplatten eine geringe Feuchtebeständigkeit auf, weshalb sie ausschließlich für den Innenbereich geeignet sind. In Feuchträumen wie Badezimmern oder Küchen sollten speziell imprägnierte Gipskartonplatten verwendet werden. Diese können begrenzt Feuchtigkeit aufnehmen, sind jedoch nicht wasserfest. Aufgrund ihrer geringen Feuchtebeständigkeit besteht die Gefahr, dass sich unter bestimmten Bedingungen, wie anhaltend hoher Luftfeuchtigkeit, Schimmel auf ihnen entwickelt. Dies ist teilweise auf die organische Natur des Kartons in den Platten zurückzuführen.
Es ist daher bereits bei der Lagerung von Gipskartonplatten wichtig sicherzustellen, dass sie stets trocken aufbewahrt werden. Um Schimmelbildung zu verhindern, sollten die Platten regelmäßig die Gelegenheit haben, abzutrocknen. Das bedeutet, dass Feuchtigkeit nur kurzzeitig auftreten darf. Bei ordnungsgemäßer Verarbeitung unter normalen Baustellenbedingungen sollte dies jedoch kein Problem darstellen.
Gipsfaserplatten sind im Vergleich zu herkömmlichen Gipskartonplatten weniger feuchtigkeitsempfindlich. Sie eignen sich daher gut für Umgebungen mit leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit oder gelegentlichem Spritzwasser, obwohl sie nicht als wasserdicht gelten und dauerhafter Feuchtigkeit nicht standhalten können. In solchen Fällen sind spezielle wasserfeste Bauplatten oder andere geeignete Materialien erforderlich.
Die Verwendung von Gipsfaserplatten hängt von den Feuchtigkeitsbelastungsklassen ab. In Bereichen mit geringer Feuchtigkeitsbelastung (Klasse 0) sind Gipsfaserplatten ohne zusätzliche Maßnahmen geeignet. Bei mäßiger Spritzwasserbelastung (Klasse A0) an Wand- und Bodenflächen ist eine Abdichtung erforderlich. Beachten Sie, dass Gipsfaserplatten bei geplanten Bodenabläufen nicht verwendet werden dürfen, ähnlich wie Gipskartonplatten.
Für Deckenbereiche in dieser Belastungsklasse wird ein wasserabweisender Anstrich empfohlen. Gipsfaserplatten sollten nicht in Räumen oder an Flächen eingesetzt werden, die der Belastungsklasse A angehören. Daher ist auch der Einsatz dieser Platten nur möglich, wenn Feuchtigkeit nicht dauerhaft vorhanden ist und eine vollständige Trocknung zwischendurch erfolgen kann, um Schimmelbildung zu verhindern.
Eine effiziente Schalldämmung bei Gipskartonwänden wird durch ihre biegeweiche Struktur gewährleistet. Um diese Wirksamkeit sicherzustellen, ist es entscheidend, dass die äußere Schicht des Bauelements nicht starr mit der inneren Schicht verbunden ist. Zusätzlich kann die Anbringung von Mineral- oder Weichfaserplatten zu einer erheblichen Verbesserung der Schalldämmung führen, und zwar um etwa 15 bis 20 dB im Vergleich zu einer zweischaligen Trennwand ohne Hohlraumdämpfung.
Der Schall breitet sich wellenförmig aus und trifft zunächst auf die äußere Platte, wo er durch die federnde Struktur gedämpft wird. Dadurch gelangen nur noch minimal Schallwellen zur inneren Platte. Diese akustische Entkopplung ist entscheidend für die hohe Schalldämmung, die durch Gipskartonwände erreicht wird. Die Kombination aus der biegeweichen Struktur und der Hohlraumdämpfung trägt maßgeblich zur Effizienz des Schallschutzes bei.
Die schalltechnischen Anforderungen für Trennwände in Bildungseinrichtungen, Büros und Pflegeheimen betragen in der Regel R w,R = 52 dB. Diese Anforderung kann bereits mit einer einfachen Wand, die beidseitig mit 100 mm dicken Gipsfaserplatten verkleidet ist, erfüllt werden. Die Verwendung von Gipsfaserplatten bietet somit eine platzsparende Lösung. Ähnlich wie bei Gipskartonplatten hängt die Schalldämmung bei Gipsfaserplatten nicht nur vom Material selbst ab, sondern auch von einem intelligenten Aufbau mit aufeinander abgestimmten Komponenten.
Faktoren wie die Dicke und Art der Beplankung, der verwendete Dämmstoff und die Art der Unterkonstruktion spielen eine entscheidende Rolle für die Schalldämmung. Dies basiert auf dem Prinzip der Masse-Feder-Masse, bei dem die 'Feder' (die im intelligenten Aufbau dem Dämmstoff entspricht) die Schallwellen dämpft. Dadurch wird der Schall effektiv entkoppelt und innerhalb der Wandstruktur abgefangen.
Gipskartonplatten sind von Natur aus schwer entflammbar und bieten eine gewisse Grundbrandschutzfunktion. Die Feuerbeständigkeit von Gipskartonplatten wird oft durch die Dicke der Platten bestimmt. Je dicker die Platten sind, desto länger können sie dem Feuer standhalten. Gipskartonplatten sind bei niedrigeren Temperaturen hitzeempfindlich und können bei intensiver Hitze brechen oder zerfallen.
Normalerweise wird Gipskartonplatten ein schlechterer Brandschutz als Gipsfaserplatten nachgesagt. Allerdings gibt es mittlerweile spezielle Feuerschutzplatten, die sich optisch kaum unterscheiden, aber im Brandfall normalen Gipskartonplatten weit überlegen sind. Die hohe Hitzebeständigkeit einer Feuerschutzplatte lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass der in der Platte enthaltene Gipskern zusätzlich verfestigt wurde. Zudem ist sie mit Glasfasern armiert, was den Zusammenhalt des Gefüges im Brandfall verbessern kann. Als eindeutiges Kennzeichen einer Feuerschutzplatte dient ein roter Rückseitenstempel, auf den man beim Kauf in jedem Fall achten sollte.
Gipsfaserplatten sind ebenfalls schwer entflammbar und bieten eine gute Grundbrandschutzfunktion. Aufgrund ihrer Faserverstärkung sind Gipsfaserplatten im Allgemeinen widerstandsfähiger gegen Hitze und mechanische Beanspruchung als herkömmliche Gipskartonplatten und behalten auch bei intensiver Hitze besser Ihre Struktur. Sie erreichen auch in der Regel höhere Brandschutzklassen als Gipskartonplatten, zum Beispiel F90 oder F120, was bedeutet, dass sie länger gegen Feuer beständig sind.
Zusammenfassend bieten Gipsfaserplatten in der Regel einen besseren Brandschutz als Gipskartonplatten (bis auf die o.a. Feuerschutzplatten). Ihre Faserverstärkung und ihre Fähigkeit, höhere Brandschutzklassen zu erreichen, machen sie zu einer bevorzugten Wahl in Gebäuden, in denen strengere Brandschutzanforderungen gelten. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass der Brandschutz nicht nur von den verwendeten Platten abhängt, sondern auch von der gesamten Wand- oder Deckenkonstruktion, einschließlich der Unterkonstruktion und der verwendeten Dämmstoffe. Daher sollte die Planung und Umsetzung unter Einhaltung der örtlichen Brandschutzvorschriften erfolgen.