Gasheizung oder Ölheizung – der Vergleich
Welcher Brennstoff ist denn nun der beste? Wer vor dem Kauf einer neuen Anlage steht und sich gegen Erneuerbare Energien entschieden hat, der kommt um diese Frage meist nicht herum. Wenn Pelletheizungen oder Wärmepumpen nicht wirtschaftlich einsetzbar oder schlichtweg zu groß sind, dann bieten die „klassischen“ Lösungen mit Öl oder Gas bewährte Techniken zu einem erschwinglichen Preis.
Experten werden natürlich mit dem Kopf schütteln, wenn wieder einmal nach „der besten“ Heizung gesucht wird, denn so etwas existiert schlichtweg nicht. Stattdessen gibt es jedoch eine Reihe von üblichen Anwendungsfällen, die wir dir hier näher bringen möchten. Auf dieser Grundlage kannst du einfach selbst entscheiden, ob du lieber in eine Gasheizung oder in eine Ölheizung investieren möchtest.
Eine Einführung zu Erdgas, Flüssiggas und Heizöl
Den Markt für fossile Brennstoffe teilen sich in Deutschland hauptsächlich Erdgas, Flüssiggas und Heizöl. Jeder Stoff besitzt spezifische Eigenschaften, auf die bei der Nutzung und Lagerung Rücksicht genommen werden muss.
Erdgas
Erdgas wird in unterirdischen Lagerstätten gewonnen und besteht hauptsächlich aus Methan (70 bis 99 Prozent). Das Gas entstand, sehr ähnlich wie Erdöl, vor langer Zeit durch das Absterben von organischem Material (Plankton oder Algen), das frei von Sauerstoff und unter hohem Druck in Gesteinsschichten eingelagert wurde. Über einen Zeitraum von etwa 150 Millionen Jahren entstanden so Erdgas-Lagerstätten, die heute nur noch angebohrt werden müssen. Das Gas tritt von alleine an die Oberfläche und wird anschließend raffiniert (Veredelung).
Über einen Gasanschluss gelangt es vom Energieversorger direkt zur Heizung im Haus und verursacht im Gegensatz zu Heizöl bei der Verbrennung etwa 25 Prozent weniger CO2-Emissionen. Unter vielen Experten gilt Erdgas daher als ideale Übergangslösung auf dem Weg zum kompletten Umstieg auf Erneuerbare Energien.
Flüssiggas
Flüssiggas lässt sich zwar in einer regulären Gasheizung verbrennen, anders als Erdgas wird es jedoch bei der Erdölverarbeitung gewonnen und benötigt darüber hinaus ein spezielles Lagerungsverfahren. Flüssiggas ist eine Mischung aus Propan und Butan, die zum Transport unter geringem Druck verflüssigt wird.
Zur Aufrechterhaltung des Drucks muss das Flüssiggas jedoch in speziellen druckfesten Tanks eingelagert werden, die deutlich teurer sind als einfache Heizöltanks. Flüssiggas verbrennt sauberer als Heizöl, aber nicht so emissionsarm wie Erdgas. Insgesamt ist Flüssiggas der teuerste Brennstoff.
Heizöl
Besonders im ländlichen Raum findet man heute noch häufig Ölheizungen, besonders dort, wo überhaupt keine Gasleitungen verlegt wurden oder die vorhandenen nur schwer erreichbar sind.
Ähnlich wie bei Erdgas entstand Erdöl aus totem organischem Material. Die Förderung ist allerdings aufwändiger, da das Öl erst an die Oberfläche gepumpt werden muss. Es ist anzunehmen, dass Heizöl genau wie Flüssiggas schon mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich zum Heizen eingesetzt werden kann.
Vorteile und Nachteile der Brennstoffe
Aus technischer Sicht handelst du dir mit keinem der Brennstoffe wirkliche Nachteile ein. Heizöl verursacht insgesamt mehr Rückstände, die die Wartung verteuern, aber darüber hinaus ist bei allen Modellen eine ähnliche Lebensdauer zu erwarten.
Sofern ein Gasanschluss realisierbar ist, bietet die Gasheizung für Erdgas jedoch insgesamt die wenigsten Nachteile. Muss der Gasanschluss erst gelegt werden, dann fallen hierfür meist Kosten zwischen 1.500 und 2.500 Euro an. Trotz dieser zusätzlichen Investition ist die Gasheizung im direkten Vergleich stets die günstigste Lösung mit der besten Umweltverträglichkeit in diesem Vergleich. Du bist ohne Tank den Preisschwankungen des Marktes zwar stets direkt ausgesetzt, kannst den Energieversorger aber trotzdem frei wählen und musst zudem nicht jedes Jahr beim Einkauf in Vorleistung gehen, wie dies bei Heizöl und Flüssiggas der Fall ist.
In Sachen Geruch und Sicherheit musst du bei keiner Variante Bedenken haben (sofern es sich um halbwegs moderne Anlagen handelt). Mit einer Gasheizung setzt du dich daher keiner höheren Gefahr aus, als mit einer Ölheizung.
Kosten für Gasheizungen und Ölheizung im Vergleich
Im Kosten-Vergleich gewinnt in den meisten Fällen die Gasheizung. Ausnahmen bestehen nur dort, wo der Gasanschluss über sehr lange Strecken gelegt werden muss - ansonsten bietet die Gasheizung die günstigsten Investitionskosten und laufenden Kosten.
Bei einer kompletten Neuanschaffung für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann bei der Gasheizung mit etwa 9.000 Euro, bei der Flüssiggasheizung mit etwa 10.000 Euro und bei der Ölheizung mit etwa 10.000 bis 12.000 Euro gerechnet werden. Die Flüssiggasheizung ist teurer als eine normale Erdgasheizung, weil die Anlage vom Heizungsbauer leicht angepasst werden muss und die Kosten für den Flüssiggastank hinzukommen.
Eine normale Modernisierung der bestehenden Heizung schlägt bei Gas und Flüssiggas mit etwa 8.000 Euro, bei Heizöl etwa mit 10.000 Euro zu Buche. In der Praxis kann die Preisspanne zwischen beiden Extremen (sehr günstig oder sehr teuer) für alle Heizungen sehr groß ausfallen. Die Spanne von 3.000 bis über 17.000 Euro ist natürlich enorm. Aber es kommt in der Praxis eben immer auf viele verschiedene Situationen an.
Entscheidend ist immer, ob Tanks oder ein Gasanschluss schon vorhanden sind und in welchem Zustand Schornstein, Heizkörper und Rohrleitungen sind.
Gesamtkosten der Gasheizung – etwa. 7.800 Euro
Gesamtkosten der Flüssiggasheizung – etwa 9.300 Euro
Gesamtkosten der Ölheizung – etwa 11.000 Euro
Heizkosten, Wartung und Wirtschaftlichkeit
Die wirklichen Unterschiede zwischen den einzelnen Heizungen zeigen sich erst nach einigen Jahren bei den laufenden Kosten. Während die Gasheizung mit den günstigsten Heiz- und Wartungskosten glänzt, kommen mit den anderen Varianten (nach 20 Jahren Laufzeit) spürbar höhere Kosten auf dich zu.
Pro Kilowattstunde zahlst du mit einer Gasheizung etwa 7,2 Cent, mit einer Flüssiggasheizung etwa 10 Cent und mit einer Ölheizung etwa 7,9 Cent (die Preise unterliegen natürlich gewissen regionalen Schwankungen). Im Jahr 2016 sind Heizöl und Flüssiggas zwar besonders günstig, weil die Weltmarktpreise durch ein Überangebot gedrückt werden, auf lange Sicht gehören diese Brennstoffe aber wahrscheinlich trotzdem zu den teuersten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Preise wieder steigen.
Bei der Wartung gibt es abhängig von der Region und dem gebotenen Service auch erhebliche Schwankungen. Grundsätzlich solltest du jedoch davon ausgehen, dass Ölheizungen in der Wartung teurer ausfallen, da Heizöl mehr Ablagerungen im Gerät produziert und stets ein Filterwechsel durchgeführt werden muss.
Bezüglich der Wirtschaftlichkeit und Amortisationsdauer hängt das Ergebnis immer sehr stark von den Randbedingungen ab. Heizt du beispielsweise aktuell mit Strom, dann haben sich alle Varianten meist in unter 4 Jahren amortisiert. Wird eine alte Ölheizung durch ein neues Brennwertgerät oder sogar durch eine Gasheizung ersetzt, dann liegt die Amortisationsdauer meist bei 6 bis 8 Jahren. Allgemein geht man davon aus, dass sich die Erneuerung einer 15 Jahre alten (oder noch älteren) Heizung in unter 10 Jahren amortisiert. Bei einer üblichen Laufzeit von 15 bis 20 Jahren rentiert sich diese Investition allemal. Auch wenn Heizöl nur geringfügig teurer als Erdgas ist, so können sich die Unterschiede bei den Heizkosten in 20 Jahren auf mehrere tausend Euro aufsummieren.
Fairerweise sei jedoch auch darauf hingewiesen, dass größere Investitionen für Heizungen nur Sinn machen, wenn die Anlage auch entsprechend genutzt wird. Ist selten jemand zu Hause oder handelt es sich sogar um ein Ferienhaus, dann ergibt die Modernisierung der Heizung meist nur aus technischer, nicht aber aus finanzieller Sicht Sinn.
Staatliche Förderung für alle Heizungen
Wird eine neue Gasheizung, Flüssiggasheizung oder Ölheizung mit Brennwerttechnik installiert, dann erhältst du von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen einmaligen Zuschuss über 15 Prozent der Gesamtkosten inklusive Einbau. Bei einem normalen Heizungstausch erhältst du so in der Regel zwischen 900 und 1.500 Euro. Das betreffende Programm 430 muss vor der Umsetzung zusammen mit einem Energieberater beantragt werden.
Beste Lösung für Neubau und Altbausanierung
Im Altbau und Neubau finden sich grundsätzlich unterschiedliche Anforderungen an eine neue Heizung. In gut gedämmten Neubauten empfiehlt sich meist eher eine Wärmepumpe statt einer herkömmlichen Heizung. Ist trotzdem ein fossiler Brennstoff gewünscht, dann solltest du dich unbedingt für eine Gasheizung in Verbindung mit einer Solarthermieanlage entscheiden. Ein Gasanschluss ist in Neubaugebieten in der Regel sehr leicht und sehr günstig realisierbar.
In einem Altbau hängt deine Entscheidung von der Verfügbarkeit des jeweiligen Brennstoffes ab. Ist ein Gasanschluss für unter 3.000 Euro möglich, dann ist die Gasheizung einer Ölheizung vorzuziehen, selbst wenn noch alte Öltanks vorhanden sind. Die alten Tanks müssen nämlich auch irgendwann erneuert werden und allerspätestens dann wäre eine Gasheizung mit Gasanschluss ohnehin günstiger gewesen. Bedenke jedoch, dass deine Heizkostenabrechnung mit fossilen Brennstoffen im Altbau sehr hoch ausfallen kann, wenn keine ausreichende Dämmung der Gebäudehülle gegeben ist.
Künftige Preisentwicklung für Erdgas und Heizöl
Das Jahr 2016 eignet sich leider sehr schlecht, um allgemeine Aussagen über die Preisentwicklung von fossilen Brennstoffen zu treffen. Die USA haben ihre eigene Öl- und Gasgewinnung in den letzten Jahren so stark angekurbelt, dass das aktuelle Überangebot auf dem Weltmarkt zu erstaunlich niedrigen Preisen für Endverbraucher führt. Dieses Rekordtief muss sich jedoch zwangsläufig irgendwann auflösen, wenn schwächere Mitbewerber aus diesem Konkurrenzkampf ausscheiden müssen.
Selbst wenn wir Erdöl noch viele Jahrzehnte nutzen können, so wird die Förderung der letzten Reserven trotzdem stetig teurer. Da es sich bei Flüssiggas um ein Nebenprodukt der Erdölgewinnung handelt, wird sich auch dieser Brennstoff verteuern. Bezüglich der Erdgaspreise verliert die sogenannte Ölpreisbindung oder auch Ölpreiskopplung langsam an Bedeutung: Früher folgte nach einer Erhöhung der Heizölpreise nach einigen Monaten auch die Erhöhung der Erdgaspreise. Seit dem Jahr 2010 ist es Energieversorgern in Deutschland jedoch untersagt, den Erdgaspreis alleine am Heizölpreis auszurichten. Verteuerungen sind nur noch dann rechtens, wenn auch andere Faktoren eine Preiserhöhung notwendig machen. Es ist daher mehr als wahrscheinlich, dass Erdgas mittel- und langfristig der günstigste fossile Brennstoff bleiben wird.
Fazit - Gas ist in der Regel günstiger als Öl
Sofern es deine Möglichkeiten zulassen, solltest du im Idealfall natürlich mit Erneuerbaren Energien heizen. Diese sind besonders günstig und belasten die Umwelt im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen weitaus weniger oder überhaupt nicht. Musst du dich trotzdem zwischen Gas und Öl entscheiden, dann ist Erdgas immer die erste Wahl, aber Öl eine durchaus vertretbare Alternative mit verschmerzbaren Nachteilen.